Kategorie-Archiv: Allgemein

Spiegel: Jahresrückblick in Recherchen

Der Spiegel wartet mit einem speziellen Jahresrückblick auf: Er gewährt Einblick in die Recherchen seiner wichtigsten Stücke des Jahres 2023. Die Leser:innen dürfen einen Blick in die „Reporterfabrik“ werfen.

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel ist bekannt für seine investigativen Recherchen. Wie diese Geschichten allerdings recherchiert werden, welcher Aufwand hinter den Nachforschungen steckt, wielange solche Recherchen dauern und wieviele Personen daran beteiligt sind, das erfahren die Leser:innen in der Regel nicht.

Mit dem ersten Heft des neuen Jahres (1/2024) leistet sich der Spiegel nun den Luxus, sich auch einmal hinter die Kulissen gucken zu lassen. Zu wichtigen und spannenden Geschichten aus dem vergangenen Jahr lässt er die Reporter:innen erzählen, wie sie auf diese Storys gekommen sind und wie sie bei der Recherche vorgegangen sind:

„Unsere Arbeit hat einen sichtbaren Teil: die Veröffentlichung. Doch es gibt immer ein Davor und meistens ein Danach. Wie ist der Text entstanden? Was hat geklappt in der Recherche, was nicht, und wie ging es eigentlich dem REdakteur oder der Redakteurin damit?“

So erfahren die Spiegel-Leser:innen, wie man einem Therapeuten auf die Schliche kommen kann, der selbst zum Missbrauchstäter geworden ist. Ergreifend die Schilderung der Rechercher über ein ukrainisches Liebespaar, bei dem er in Putins Krieg fast sein Leben, sein halbes Gesicht und Extremitäten verloren hat. Zu Wort kommt aber auch der Spiegel-Reporter, der immer professionelle Distanz zu Spitzenpolitikern wahrt, bis sein Sohn kommt und ein Selfie mit dem Ex-Bundespräsidenten machen will.

Medien und Journalismus stehen häufig in der Kritik. Würden die Kritiker:innen sich häufiger bewusst machen, mit welcher Akribie, mit welchem Einsatz und mit welchem Aufwand Journalist:innen oft ihre Arbeit machen, würde die Kritik vielleicht ein bisschen leiser ausfallen.

(Foto: Wo st 01/Wikipedia)

Google News ändert den Algorithmus

Der Weltmarkt-Usurpator der Internetsuche, die kalifornische Firma Google, hat angekündigt, den Nachrichten-Aggregator Google News grundlegend umzubauen. Künftig soll Google News sehr viel stärker persönliche Interessen und Quellen nutzen, um eine Liste der angeblich relevantesten Nachrichten in der News-App anzuzeigen. Die sog. Künstliche Intelligenz soll in Zukunft die Nachrichtenauswahl organisieren, die über Google News angeboten wird.

Google kündigt außerdem ein neues, speziell für die mobile Nutzung optimiertes Format an: „Newscasts“ sollen diverse Artikel, Videos und Zitate miteinander zu einem zusammenhängenden Thema verbinden. Bisher gab es dafür die Funktion „ausführlicher Hintergrund“, der aber eine eingeschränkte Funktionalität hatte.

Mit der Funktion „Full Story“ möchte Google Schalgzeilen, Artikel und Nutzerkommentare aus unterschiedlichen Quellen zu ein und demselben Thema anbieten. Full Story soll angeglich nicht auf der User-Personalisierung beruhen. Im Umkehrschluss heißt das, dass die anderen neuen Funktionen von Google News natürlich alle nur durch noch ausgedehnteres „User Tracking“ möglich sind und damit die Überwachungstendenzen bei Google-Nutzung noch größer werden lässt.

Das neue Google News soll mit der gerade startenden Enwicklerkonferenz Google I/O starten und bis nächste Woche in 127 Ländern verfügbar sein.

 

Animierte GIFs suchen

Animierte GIFs machen Spaß. In der Urzeit des WWW war Bandbreite gering und das Bildformat GIF (=Graphics Interchange Format) mit seiner starken Datenreduktion darum das Format der Wahl. Animierte GIFs, die in der Art eines Daumenkinos Einzelbilder zu kleinen Fotofilmen vereinen, waren damals die unkomplizierteste Art, Bewegtbild in Webseiten zu integrieren. Dafür war das Webdesign aus heutiger Sicht eine ziemliche Zumutung, denn allerorten blinkte, zappelte und wackelte es.

Heute feiern die animinierten GIFs fröhliche Urständ‘. Hängt vielleicht mit seinem gewissen Retro-Trend im Webdesign zusammen. Mit animierten GIFs lassen sich aber auch PowerPoint-Präsentationen recht chique aufhübschen.

Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen? Dafür gibt es im Netz eine eigene Suchmaschine, nämlich GIPHY. In GIPHY lässt sich ganz einfach und ähnlich wie in Google in einer Suchleiste mit Schlüsselwörtern nach den animierten Grafikdateien suchen. Außerdem gibt es die Rubriken: Reactions, Entertainment, Sports, Stickers und Artists. Unter der letzten Kategorie, Artists, finden sich optisch durchaus anspruchsvolle Animationen.

Giphy hat auch eine Besonderheit eingebaut: Unter „Create“ kann mit aus Einzelbildern auch selbst eine Animation zusammenbasteln und anschließend als animiertes Gif speichern.

Rolle rückwärts: Google revolutioniert sein Outfit

Seit 1996 sieht die Google-Suche eigentlich immer aus, wie sie immer aussah: Eine blanke Seite, ein Google-Logo, das über die Jahre ein paar Updates erfahren hat, und die Suchleiste. die Frugalität dieser Optik machte gegenüber den überladenen Webportalen der Internet-Frühzeit sicherlich den Charme und damit den Erfolg von Google aus. Doch damit soll es sich nun haben: In nächster Zeit will Google die Seite für die Websuche radikal verändern.

Künftig soll auch dem normalen Google-Nutzer, der einfach nur nach ein paar Keywords suchen möchte, eine neue „User Experience“ ermöglicht werden. Das meldet die britische Tageszeitung Guardian.  Auf KI-Analysen beruhende personalisierte News- und Info-Angebote sollen um die Suchleiste drapiert werden.

In der Google-App für Android-Smartphones (dieses mobile Betriebssystem ist von Google entwickelt worden) ist dies schon seit 2012 so. Nun soll auch die Desktopsuche und die iOS-Version entsprechend umgebaut werden. Google nähert sich damit mehr dem Layout früherer Webportale an. Es ist zu bezweifeln, ob das so wünschenswert ist.

Wer mit der neuen Google-Suche nicht glücklich ist, dem sei gesagt, dass es reichlich Alternativen zu dieser Suchmaschine gibt. Eine kleine kommentierte Auswahl habe ich hier zusammengestellt.

Recherche: Was wiegt die Welt?

Von einem spannenden Forschungsprojekt weiß die Tageszeitung Die Welt zu berichten: Wissenschaftler der University of Leicester, die sich zur „Working Group on the Anthropocene“ zusammengetan haben, haben das Gewicht von allem, was Menschen jemals gebaut haben, nachrecherchiert. Der Bereich dessen, was von Menschenhand hergestellt wurde, wird auch als Technosphäre bezeichnet. Die Forscher schreiben dazu:

„Nach unserer Definition besteht die materielle Technosphäre aus technologischen Materialien, in denen eine menschliche Komponente identifizierbar ist, wobei sie zum Teil aktiv genutzt werden und zum Teil Abfall sind.“

Häuser, Fortbewegungsmittel, Kugelschreiber, Sahnetorten, Smartphones, Gummireifen: All das gehört zur Technosphäre und hat ein Gewicht. Aber auch Mülldeponien oder der „Mont Klamott“ in Köln, ein Schuttberg mit dem Abraum des zweiten Weltkriegs, zählen dazu.

Das Ergebnis: 30 Billionen Tonnen soll unsere Technosphäre wiegen. Das ist das 100.000-fache der Biomasse aller Menschen auf der Erde. Es entspricht pro Quadratmeter Erdoberfläche 50 Kilogramm Gewicht. Im Schnitt haben also die Menschen im Anthropozän, der Ära der vom Menschen dominierten und bebauten Welt, auf jeden Quadratmeter  einen Zementwürfel mit etwa einer Kantenlänge von 25 Zentimeter gebaut.

Wie man an Bundestags-Gutachten kommt

Henning Bulka / Flickr / CC BY-NC-SA 2.0
Henning Bulka / Flickr / CC BY-NC-SA 2.0

Die Onlineplattform fragdenstaat.de hat zusammen mit abgeordnetenwatch.de eine Aktion gestartet, um die Gutachten der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags öffentlich zu machen: FragdenBundestag. Jedes Jahr werden hunderte Gutachten erstellt, die den Abgeordneten als Entscheidungsgrundlage dienen. Bislang veröffentlichte der Bundestag die Gutachten nicht.

Zur Vorgeschichte: Ende Januar 2016  hatte die Transparenzorganisation abgeordnetenwatch.de eine bis dahin unveröffentlichte Liste mit den Titeln mehrerer Tausend Gutachten von 2005 bis 2015 online gestellt. Deren Herausgabe hatte der Bundestag gegenüber abgeordnetenwatch.de lange Zeit verweigert und behauptet, die Organisation verfolge mit ihrer Anfrage eine „Ausforschung des Behördenhandelns“ (mehr dazu HIER). Nach einem Widerspruch von abgeordnetenwatch.de auf Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes (IFG) gab die Parlamentsverwaltung die Liste schließlich doch heraus. Durch das Bekanntwerden der Titel konnten Bürger und Journalisten erstmals konkrete Gutachten beim Bundestag anfordern. Dies war bislang nicht möglich, weil nicht bekannt war, welche Ausarbeitungen überhaupt existieren. Daraufhin hatten abgeordnetenwatch.de und fragdenstaat.de die Öffentlichkeit aufgerufen, die Gutachten über fragdenbundestag.de auf Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes beim Deutschen Bundestag anzufordern. Angesichts der zahlreichen Bürgeranfragen gab die Bundestagsverwaltung ihre Weigerung, alle Gutachten von sich aus zu veröffentlichen, im Februar 2016 auf.

Seit Februar stellt die Bundestagsverwaltung die Gutachten sukzessive auf der eigenen Webseite ein. Da diese dort jedoch schlecht auffindbar und nicht durchsuchbar sind, haben die Macher von fragdenbundestag.de Anfang März das Portal sehrgutachten.de aufgesetzt, worüber Interessierte die vom Bundestag veröffentlichten Gutachten mit Schlagwörtern durchsuchen und herunterladen können. Damit sind diese nun z.B. auch für Journalisten und Wissenschaftler nutzbar. Sehr beliebt (und lesenswert) ist übrigens das Gutachten über UFO-Forschung.

Im November 2016 haben die Macher von FragdenBundestag für ihre Aktion den Otto-Brenner-Preis für das beste Medienprojekt erhalten.

„Die Zeit“ feiert mit Rückblick Geburtstag

70jahre_zeitMit einer Sonderausgabe feiert die Wochenzeitung „DIe Zeit“ ihren 70. Geburtstag. Eine ganze Ausgabe lang erzählen alte und junge Mitarbeiter/innen des Hamburger Blatts Geschichten aus der Geschichte der traditionsreichen Wochenzeitung. Ex-Chefredakteur und Herausgeber Theo Sommer kommt ebenso zu Wort wie Jungredakteure, die Korrektorin oder die Fotoabteilung. Garniert werden die Feierlichkeiten von zahlreichen Veranstaltungen in Hamburg. Darüber hinaus hat „Die Zeit“ zusammen mit dem Wissenschaftszentrum Berlin und dem Umfrageinstitut eine Umfrage in 3000 deutschen Haushalten über die „Welt, in der wir leben wollen“ angestrengt. Viele Informationen rund um das Jubiläum gibt es auf der Website der Zeit-Verlagsgruppe.

„Spiegel“ ohne Medienseite

Spiegel-Cover 26/2015
Spiegel-Cover 26/2015

Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hat seine Medienseite eingestellt. Mit dem Erscheinen von Ausgabe 26/2015 erhält das Hamburger Magazin eine neue Heftstruktur. Die Chefredaktion will damit neue Schwerpunkt setzen und beispielsweise den Spiegel-Gesprächen und -Reportagen mehr Raum bieten. Dafür verzichtet man auf eine eigene, ausgewiesene kritische Medienberichterstattung:

Den festen Medienteil geben wir auf – Texte aus der vielfältigen Welt der Medien finden unsere Leser künftig an entsprechend vielen Orten im Heft,

ist in der aktuellen „Hausmitteilung“ zu lesen. Gerade in Zeiten des „Lügenpresse“-Vorwurfs und eines zunehmend raueren Umgangs der Öffentlichkeit mit ihren Journalisten ist diese Entscheidung schwer nachzuvollziehen. Man könnte höchstens einwenden, dass die Medienseiten des „Spiegel“ auch in der Vergangenheit nicht immer unbedingt die kritischsten waren und stattdessen gerne einmal der Fernsehprominenz eine weitere Bühne zur Selbstdarstellung boten. Die Chance, hier einzulenken und einen wirklich nachhaltigen Blick auf den Medienbetrieb zu werfen, hat die „Spiegel“-Chefredaktion damit vertan.

Suchmaschine für Social Media-Inhalte

Bildschirmfoto 2015-04-30 um 17.45.38Lakako ist eine Suchmaschine, die sich ganz auf Social Media-Inhalte konzentriert. Das Design ähnelt sehr dem typischen Suchmaschinen-Design, wie es sich durch Google etabliert hat. Lakako hat seine Stärken aber bei Recherchen im Social Web (Facebook, Twitter, Google Plus), dem Fotodienst Instagram, der Microblogging-Plattform Tumblr sowie Social Video. Mit letzterem sind vor allem auch Videoseiten wie Keek, Vimeo oder Socialcam gemeint.